Dieses niederdeutsche Lied, auf hochdeutsch: „Dass du mein Liebster bist“, gehört wohl unbestritten zu den plattdeutschen Klassikern.
Der Textdichter ist nicht bekannt; der Text stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Laut Liederlexikon geht die Melodie auf einen 1760 erschienen Variationssatz für Cembalo des österreichischen Komponisten Josef Anton Steffan (1726-1796) zurück.
Trotz seines eindeutig erotischen Inhalts hat das Lied Einzug in zahlreiche Liederbücher über die Jahrhunderte gehalten, so auch in Liederbücher der Jugendbewegung oder der Pfadfinder.
Bekannt wurde das Lied auch einem größeren Hörerkreis durch die Aufnahmen von Lale Andersen (s. hamburg-lese.de), Hannes Wader, Carla Lodders, Godewind, Heidi Kabel oder Knut Kiesewetter.
In den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn werden bei der Einfahrt in den Hamburger Hauptbahnhof und in Bahnhöfe der Hansestädte Rostock und Stralsund die ersten beiden Takte der Melodie gespielt.
Herbert Kihm
Hier nun der plattdeutsche Text (aus wikipedia), incl. einer Übersetzungshilfe für Süddeutsche:
Dat du min Leevsten büst, dat du woll weeßt.
Kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heeßt;
kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heeßt.
Kumm du üm Middernacht, kumm du Klock een!
Vader slöpt, Moder slöpt, ick slap aleen;
Vader slöpt, Moder slöpt, ick slap aleen.
Klopp an de Kammerdör, fat an de Klink!
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind;
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind.
Kummt denn de Morgenstund, kreiht de ol Hahn.
Leevster min Leevster min, denn mößt du gahn!
Leevster min Leevster min, denn mößt du gahn!
Sachen den Gang henlank, lies mit de Klink!
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind;
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind.
In Schleswig-Holstein kennt man weitere Strophen, wie sie beispielsweise auch von der Holsteiner Landrockband De Drangdüwels vor der obigen 4. Strophe gesungen werden:
Kumm to de Kammer rin, swieg ok fien still,
links steiht een Schapp, rechts steiht een Schapp, meern steiht dat Bett;
links steiht een Schapp, rechts steiht een Schapp, meern steiht dat Bett.
Gah op dat Bett hento, liesen un still,
baben liggt een Deck, ünnen liggt een Deck, meern dat bün ick;
baben liggt een Deck, ünnen liggt een Deck, meern dat bün ick.
Wenn du nich kommen magst, lat dat man blieven,
fief ohn di, fief ohn di, kann ick wohl kreegen;
fief ohn di, fief ohn di, kann ick wohl kreegen.
Klock een: ein Uhr, slöpt: schläft, kreiht: kräht, mößt du gahn: musst du geh’n, sachen: sachte, henlank: entlang, lies: leis, swieg ok fien still: schweig auch fein still, Schapp: Schrank, meern: inmitten, gah op dat bett hento: geh auf das Bett zu, liesen: leise, baben: oben, ünnen: unter, blieven: bleiben, fief ohn di: fünf ohne dich (mitzuzählen), kreegen: kriegen.
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Fotos: Herbert Kihm (Strand von Sahlenburg am Abend, im Hintergrund die Insel Neuwerk, Vollmondnacht).