Eines seiner auffälligsten Kunstwerke ist er selbst: schlanke Figur, maßgerechte, engsitzende Kleidung, Vatermörder-Kragen, dunkle Brille, starke Augenbrauen, nach hinten gebundener Haarzopf (Pferdeschwanz) und ein gehobener Sprachstil machen ihn zum unverwechselbaren Markenzeichen seiner selbst. Da hat er offenbar doch etwas vom Hamburger Vater geerbt. Dessen Marke „Glückklee" hat es auch geschafft, für viele zu einem Synonym für Kondensmilch zu werden.
Karl Lagerfeld ließ sich zunächst von dem Modemacher Pierre Balmain anwerben und arbeitete später für mehrere bekannte Modehäuser. 1983 trat er in die Dienste der Firma Chanel, für die er vor allem „Prêt-à-Porter" („Bereit, um getragen zu werden") - Mode entwarf.
Lagerfeld gilt als hoch gebildet. Seine private Bibliothek soll über 300.000 Bücher umfassen. Gerne tritt er auch in Fernseh-Talk-Shows auf, bei denen er sich mit Bonmots in Erinnerung hält. Auf die Frage, warum er seine Models nie ganz nackt fotografiere, antwortete er, er sei kein Urologe. In einem Gespräch charakterisierte er sich als eine Art Schultafel, die immer wieder abgewischt werde, um neuen Themen Platz zu machen. Wie in seiner Position nicht anders zu erwarten, zieht er immer wieder auch Kritik auf sich. Das hindert ihn allerdings nicht daran, von Erfolg zu Erfolg zu eilen. Er ist ungeheuer vielseitig und kreativ, entwarf teure und billige Kleider, Hüte, Schuhe, Schmuckstücke, Accessoires und Parfüms. Er entwarf Spielzeuge, Motorradhelme, Bühnenbilder, Baupläne, betätigt sich als Fotograf, als Karikaturist, Buchhändler und Verleger. Der interdisziplinäre Designer gehört zu den 500 reichsten Deutschen.
Lagerfeld gilt als Entdecker des Topmodels Claudia Schiffer und ist der Fürstin Caroline von Monaco, die er einmal als die attraktivste ihm bekannte Frau bezeichnet hat, freundschaftlich eng verbunden. Er ist ein Mann, der sich vielseitig und ständig neu ausdrücken möchte. Dass er dabei nicht immer Topform erreichen kann, versteht sich von selbst. Der gebürtige Hamburger gilt als sehr disziplinierter Arbeiter und ist trotz seiner plus/minus 80 Jahre weiterhin neugierig, kreativ, engagiert und auf der Suche nach la prochaine mode.
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Bildquellen:
Vorschaubild, Karl Lagerfeld auf der Berlinale 2008, Siebbi, Wikipedia, (CC BY 3.0)
Karl Lagerfeld mit weißer Sonnenbrille in Malibu, gemeinfrei, bearbeitet von Andreas Werner