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London kommt!

Pückler und Fontane in England

Klaus-Werner Haupt

Hardcover, 140 Seiten, 2019

Im Herbst 1826 reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau erneut auf die Britischen Inseln, denn er ist auf der Suche nach einer vermögenden Braut. Aus der Glücksjagd wird eine Parkjagd, in deren Folge die Landschaftsgärten von Muskau und Branitz entstehen. Auch die Bewunderung für die feine englische Gesellschaft wird den Fürsten zeitlebens begleiten.

Theodor Fontane kommt zunächst als Tourist nach London, 1852 als freischaffender Feuilletonist, 1855 im Auftrag der preußischen Regierung. Seine journalistische Tätigkeit ist weitgehend unbekannt, doch sie bietet ein weites Feld für seine späteren Romane.

Die vorliegende Studie verbindet auf kurzweilige Art Biografisches mit Zeitgeschehen. Die Erlebnisse der beiden Protagonisten sind von überraschender Aktualität.

Mathilde Emden

Mathilde Emden

Herbert Kihm

Mathilde Emden war die Tochter des Frankfurter Bankiers Moses Eduard Kann (auch: Eduoard Moïse) und seiner Ehefrau Ester. Mathilde Emden war verheiratet mit dem Hamburger Kaufmann Jacob Emden. Die Familie Emden ist seit dem 18. Jahrhundert in Hamburg nachweislich ansässig gewesen.

Der bekannteste Sohn aus dieser Verbindung ist Max James Emden (* 28. Oktober 1874 in Hamburg; † 26. Juni 1940 in Muralto, Kanton Tessin, Schweiz). Er war ein deutscher Großkaufmann, Kunstsammler und seit 1927 Eigentümer der Isole di Brissago im Lago Maggiore (s. dazu Artikel Max James Emden)

Seit 1904 war Max Emden Teilhaber, später Alleininhaber des bereits 1823 in Hamburg gegründeten Textilhandelsunternehmens M. J. Emden Söhne, das er innerhalb weniger Jahre zu einem international agierenden Handelsunternehmen und Warenhauskonzern ausbaute. Emden erwarb dazu Grundstücke in den Zentren deutscher und ausländischer Großstädte, so unter anderem in Berlin, Potsdam, Chemnitz, Plauen, Stockholm, München und Budapest. Das Unternehmen war beteiligt beziehungsweise betrieb bekannte Kaufhäuser wie etwa das „KaDeWe" in Berlin gemeinsam mit dem Hauptgesellschafter Adolf Jandorf, das Corvin-Warenhaus in Budapest, das Allas-Warenhaus in Stockholm, das Kaufhaus Oberpollinger in München, das Kaufhaus Poetsch in Hamburg und das Kaufhaus Petersen in Wandsbek.

Mathilde Emden, die eine vergleichbar erfolgreiche Kauffrau gewesen ist, ist leider im Gegensatz zu ihrem bekannten Sohn, zu Unrecht in Vergessenheit geraten, was sicherlich auch durch das Vorgehen der Nazis gegen die Familie Emden wegen deren jüdischer Herkunft begründet ist (s. Artikel Alfred Ballin).

War sie es doch, die durch ihr großzügiges Vermächtnis sowohl die Erweiterung der Nordheimstiftung durch den Bau des „Mathilde-Emden-Hauses" als auch die Reduzierung des täglichen Verpflegungssatzes der Kinder, die in der Nordheimstiftung (s. Artikel Marcus Nordheim) in Behandlung waren, ermöglichte.

Im September 1906 fand die Eröffnung des Seehospitals, das sich im damals Hamburgischen Cuxhaven befand (s. Arikel Das Hamburgische Amt Ritzebüttel), mit 80 für Kinder vorgesehenen Betten statt. Die Heilerfolge der Klinik ließen die Patientenzahl schnell anwachsen, so dass Erweiterungen nötig wurden. Dank eines Vermächtnisses von Frau Mathilde Emden konnte dann das nach ihr benannte Haus 1914 fertig gestellt werden.

So kann man unter anderem in der Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum des Seehospitals das Folgende lesen:

„...Bereits nach wenigen Jahren war das Hospital so weit ausgelastet, dass zusätzliche Baracken aufgestellt werden mussten, die 1912 zu Steinhäusern umgebaut wurden.

1909 stifteten Herr Martin Bromberg und Frau 25.000 Mark für die dauernde Unterhaltung eines Freibettes.

Ein Jahr später erhielt die Anstalt ein Vermächtnis von Frau Mathilde Emden (geb. Kann) von 300.000 Mark. (laut wikipedia, Deutsche Währungsgeschichte, beträgt der Umrechnungskurs: 1 (Gold) Mark (1900) entspricht 6,00 Euro, nach anderen Quellen sogar 9 Euro!!!).

Dieses Geld sollte für einen Erweiterungsbau sowie als Zuschuss zur Verpflegung der Kinder verwendet werden. Durch die Stiftung konnte der Tagessatz von 4,02 auf 3,50 Mark verringert werden. Im Mai 1914 konnte das „Emden-Haus", kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, seiner Bestimmung übergeben werden. In diesem Gebäude konnte vermehrt dem Einzelzimmerbedarf von Kindern aus wohlhabenderen Familien nachgekommen werden."

In dem Artikel im Cuxhavener Tagesblatt vom 15.05.1914, der über den Bau des Mathilde Emden-Haus berichtete, findet man folgender Schlusssatz:

".. So ist denn von dem Seehospital Nordheim-Stiftung bereits ein großer Segen über viele mit schwerem Leiden behaftete Kinder ausgebreitet worden, und es wird von ärztlichen Autoritäten immer mehr anerkannt, daß mit seiner Zweckbestimmung eine Lücke in der Bekämpfung der Knochen-und Gelenktuberkulose und der Skrofulose in hervorragender Weise ausgefüllt worden ist. Möge das Seehosptal in seiner erweiterten Gestalt diesen Verdienst allzeit mehren."

Die Cuxhavener Nachrichten berichteten in einem Artikel am 05.03.2007 über die umfangreichen Umbaumaßnahmen des jetzigen Trägers, der Helios-Seehospital Sahlenburg: „...Dabei wird unter anderem an eine Nutzung des Mathilde-Emden-Hauses als rheumatologische Tagesklinik gedacht..."

Leider wurde die angedachte Nutzung bis heute nicht realisiert, zu hoffen ist, dass die Erhaltung des historischen Gebäudes nach 101 Jahren in Zukunft gesichert ist.

Die Erinnerung an diese großartige Frau und Philanthropin, die wie der Gründer der Stiftung, Marcus Nordheim, ihren erworbenen Reichtum in den Dienst benachteiligter Menschen stellte, hat jetzt in Sahlenburg nach rund 100 Jahren eine entsprechende Würdigung gefunden Im Jahre 2015 wurde der „Mathilde Emden-Weg" einem Neubaugebiet eingeweiht.

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Bildquellen:

Mathilde Emden Haus, Herbert Kihm,
Bild Mathilde Emden, Archiv der Helios-Kliniken GmbH Sahlenburg, mit freundlicher Genehmigung für hamburg-lese.de durch Frau Annika Wolter, Klinikgeschäftsführerin

 

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