Ein Kaufmann in Hamburg vertauschte seine Seele gegen einen Kobold, welcher dann bei ihm wohnen und ihm in allen Dingen seinen Rat erteilen mußte. Von dem Augenblick an wurden alle Unternehmungen von bestem Erfolg gekrönt, und der Kaufmann galt bald als der bedeutendste der reichen Stadt.
Aber sein Geiz fand keine Grenzen mehr, sein Leben hatte keinen anderen Zweck mehr, als Gold um sich her anzuhäufen, und seine einzige Freude bestand nur noch darin, sein Geld zu zählen.
In dieser Unterhaltung wurde er einst plötzlich gestört, indem sich eine kalte Hand auf seine Schulter legte, und wie erschrak er, als er sich umwandte und einen Totenschädel hinter sich erblickte! Vergebens erbat
er sich eine neue Frist - vergebens bot er dafür alle seine Schätze - vergebens beschwor er seinen Kobold, ihn zu helfen. Der Tod legte ihm die eisige Hand aufs Haupt. Am nächsten Morgen fand man den Geizhals am Tische sitzen, vor sich seine Goldrollen; als man dieselben aber berührte, zerfielen sie in Asche.
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Sage aus Gundula Hubrich-Messow: "Sagen und Märchen aus Hamburg"