Die Hapag-Hallen sind ein historischer, denkmalgeschützter Gebäudekomplex und ist einer der letzten authentischen, noch erhaltenen Orte der Auswanderung.
Das Ensemble besteht heute aus dem Kuppelsaal, dem Hanseatensaal, einem Bahnsteig mit zugehörigen Gleisanlagen, der Zollhalle und dem „gedecktem Gang" sowie dem markanten 37 Meter hohen Hapag-Turm.
Historie:
Nachdem die Reederei HAPAG unter Leitung von Albert Ballin (s. Artikel zu Albert Ballin) feststellen musste, dass Hamburg für das Anlaufen der immer größer gewordenen Auswanderer-Schiffe ungeeignet wurde, und auch um sich die Revierfahrt auf der Elbe zu ersparen, verlagerte man ab 1889 nach und nach immer mehr des Amerikaverkehrs in das damalige hamburgische Cuxhaven(s. Artikel: Das Hamburgische Amt Ritzebüttel). Zumal mit der Fertigstellung der Unterelbebahn von Hamburg-Harburg nach Cuxhaven im Jahre 1881 eine günstige und bequeme Transportmöglichkeit für die Kajütpassagiere zur Verfügung stand.
Erforderlich waren jedoch entsprechende Hafenanlagen (Bau des so genannten Neuen Hafens 1891-1896, neues Anlegehöft - des späteren Steubenhöft- von 1904) und eine neue leistungsfähige Abfertigungsanlage, die später so genannten Hapag-Hallen mit Hafenbahnhof "elektrischer Zentrale", Postamt und Seemannsamt. Erbaut wurde der Gebäudekomplex in den Jahren 1900 bis 1902.
Der mondäne, 690 Quadratmeter große Kuppelsaal war ausschließlich den mit Hapag-eigenen Sonderzügen aus Hamburg ohne Zwischenhalt anreisenden Passagieren der 1. und 2. Klasse vorbehalten. Vom Bahnsteig aus betraten sie unmittelbar den Kuppelsaal und warteten dort auf ihre Abfertigung. Die Zwischendeckpassagiere wurden per Schiff von den Auswandererhallen in Hamburg-Veddel (heute als Ballinstadt bezeichnet) nach Cuxhaven gebracht. Für sie war der zweite Saal (heute Hanseatensaal genannt, nur 350 Quadratmeter groß) vorgesehen. Stolz war man jedoch auf die elektrischen Lampen im mit einem Sägefisch verzierten Kronleuchter des Kuppelsaals. Der straßenseitige Eingang in den Kuppelsaal war bis 1953 mit einem ausladenden Portal versehen, auf dem unübersehbar Albert Ballins Wahlspruch „Mein Feld ist die Welt" prangte.
Die Grenzabfertigung der Passagiere und des Gepäcks erfolgte in der angebauten Zollhalle. Danach konnten die Kajütpassagiere trockenen Fußes über den „gedeckten Gang" das Anlegehöft erreichen (ab 1910).
Die vor der Abfahrt eines Dampfers zu erbringenden logistischen Leistungen in den Hapag-Hallen und am Steubenhöft waren insbesondere vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs enorm. Grund war der Wille der Reeder durch immer größere Schiffe der Konkurrenz voraus zu sein, möglichst jeweils mit dem größten Schiff der Welt.
So reisten 1929 über die hamburgischen Häfen 124.000 Menschen ein und aus. Davon sind 74.000 am Steubenhöft an oder von Bord gegangen und zwischen Hamburg und Cuxhaven mit Sonderschnellzügen befördert worden, darunter viele Auswanderer.
Diese Schnellzüge bestanden aus HAPAG-eigenem Wagenmaterial und befuhren die Strecke Hamburg-Cuxhaven ohne Zwischenhalt. Bei der Abreise von „Ballins dicken Pötten" mussten des öfteren sieben Extra-Züge zum Transport der Passagiere von Hamburg aus eingesetzt werden. Im Jahre 1913 beförderte die Unterelbesche Eisenbahn allein 364.000 HAPAG-Passagiere.
Nutzung heute:
Kuppelsaal, Hanseatensaal und Zollhalle bieten Raum für Veranstaltungen wie Ausstellungen, Feste, Tagungen und Konzerte.
Um den Erhalt der Hallen bemüht sich der Förderverein Hapag Halle Cuxhaven e.V. (www.hapag-hallen-cuxhaven.de).
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Bildquellen:
Die Hapag-Halle in Cuxhaven, RaBoe,cc-by-sa 3.0 via wikipedia commons Hamburg-Amerika-Wartehalle, wikipedia commons, gemeinfrei Sonderzüge im Amerikabahnhof Cuxhaven, vor 1960,JojoNord, cc-by-sa 3.0, via wikipedia commons