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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Arno Schmidt

Hans Bader

Schatzgräber, die eine Kiste mit literarischer Beute suchen, werden bei Arno Schmidt fündig. Sie müssen tief graben, und die Schätze, die sie bergen, erfordern Anstrengung, ungewohnte „kartographische" Kenntnisse.

Im „Aus dem Leben eines Fauns" heißt es:

„Mein Leben?!: ist ein Kontinuum! (nicht bloß durch Tag und Nacht in
weiß und schwarze Stücke zerbrochen! Denn auch am Tage ist bei mir der ein anderer, der zur Bahn geht; im Amt sitzt; büchert; durch Haine stelzt; begattet; schwatzt; schreibt;)"

Bereits mit drei Jahren lernt er lesen, abgeguckt von der großen Schwester, der am 18. Januar 1914 in Hamburg geborene Arno Schmidt. Sein Vater, Friedrich Otto Schmidt, Glasschleifer aus Schlesien, Kolonialsoldat in China, schließlich Hamburger Polizist, verdirbt dem aufgeweckten, bildungshungrigen Jungen Kindheit und Jugend, Arno leidet sein Leben lang darunter. Der Vater stirbt, als Arno 14 ist, und die Mutter zieht mit Sohn und Tochter nach Lauban. Oberrealschule; er beginnt die Handelschule, hört nebenbei Vorlesungen über Mathematik und Astronomie an der Universität Breslau, macht eine kaufmännische Lehre, wird Angestellter,
liest. Liest antike Philosophen und moderne, liest Cervantes (im Original), Swift, Poe, Karl May, James Joyce und andere, gerade auch vergessene und verkannte Autoren. Lesen und - Schreiben werden zur Leidenschaft.

Im April 1940 wird er als Soldat eingezogen. Sechs Jahre Krieg und amerikanische Gefangenschaft folgen. Nach einer kurzen Phase als Dolmetscher beginnt er als freier Schriftsteller in Cardingen, zieht nach Gau-Bickelheim, Kastel (Saar), Darmstadt. Im Dezember 1958 erfüllt er sich den Traum nach einem kleinen Haus, wohnt aber jetzt in der Lüneburger Heide, in Bargfeld / Kreis Celle.

Der „Leviathan" ist inzwischen erschienen und „Alexander" und andere Kurzromane wie „Aus dem Leben eins Fauns" und „Seelandschaft mit Pocahonta" und „Tina oder über die Unsterblichkeit" und ... und...

Er übersetzt (aus dem Englischen), schreibt Essays und die berühmte Funkessays. Er bekommt Preise: Der große Literaturpreis der Mainzer Akademie, der Fontane-Preis, 1973 der „Goethe-Preis" der Stadt Frankfurt.

Sein Thema bleibt: Wie kann der Geist im Kampf zwischen Vernunft und Machtgier sich behaupten und den Menschen dafür durch Wissen und Ethos stärken.

Der Leser soll erkennen, spüren, ahnen, fühlen. Er soll sich entscheiden, um in Würde leben zu können, Mensch zu sein, Mensch zu bleiben. Oder, falls die Wahl des Weges ins Inhumane führt, schuldig werden. Dafür schuf er sich ein höchst durchdachtes Theorienkonstrukt für Sprache und Stil, immer wieder verbessert, vertieft, ergänzt. Es sollte Lesegewohnheiten durchbrechen, um desto wirksamer zu sein. Aber der Masse der Leser ist dies zu mühevoll. Kollegen spenden ihn großes Lob, Peter Rühmkorf, Siegfried Lenz, Heinrich Böll, Martin Walser. Ein „Bargfelder Bote" erschein, von begeisterten Lesern verfasst, um die Schmidtschen Texte zu entschlüsseln, doch der Autor selbst muss konstatieren: „Die Nicht-Teilnahme der Leserschaft übertraf die kühnsten Erwartungen ..."-
Am 03. Juni 1979 starb Arno Schmidt in Celle.

 

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Literatur:

- Arno Schmidt, Ausgewählte Werke, Herausgegeben von Chris Hirte, Verlag Volk und Welt Berlin 1990
- Arno Schmidt, Vom Grinsen des Weisen, Ausgewählte Funkessays, Auswahl und Nachwort von Bernd Leistner, Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1982
- Arno Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns, Kurzromane, Auswahl und Nachwort von Hubert Witt, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1981

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