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Christoph Werner
Um ewig einst zu leben

Um 1815 zwei Männer, beide Maler - der eine in London, der andere in Dresden; der eine weltoffen, der andere düster melancholisch. Es sind J. M. William Turner und Caspar David Friedrich. 

Meister Bertram von Minden

Meister Bertram von Minden

Romi Tennstedt

Man schreibt das Jahr 1367, als der junge Maler und Holzschnitzer Bertram von der Stadt Hamburg den Auftrag erhält, eine Holzskulptur der heiligen Mutter Gottes zu gestalten, die dem Millerntor als Schmuck und Schutz dienen soll. Wie alt der junge Künstler zu dieser Zeit genau war, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Man nimmt an, dass er damals Mitte zwanzig gewesen sein muss und dass er aus dem Raum Minden stammte. Anhand der stilistischen Verwandtschaft seiner Werke zu denen Meisters Theoderichs, geht man davon aus, dass der junge Bertram zuvor als wandernder Geselle in Böhmen und Straßburg den Meistern zur Hand ging, um danach als fahrender Handwerker seine Dienste anzubieten.
Nach voller Zufriedenheit mit der hölzernen Marienfigur betrauen die Stadtväter „Pictor" Bertram noch im selben Jahr mit der Erneuerung einer Engelsfigur im Hamburger Rathaus sowie mit der Bemalung einer Botentasche. Scheinbar fehle es in Hamburg an Holzbildhauern und Malern. Denn es sieht so aus, als siedelte sich Bertram darauf in Hamburg an und lebte von kleineren Aufträgen. Vier Jahre später, also 1371, hat er genug Geld erwirtschaftet, um käuflich ein Haus in der Stadt zu erwerben. Als Meister Bertram leitet er nun eine angesehene Werkstatt. In dieser entstehen ein Kronleuchter für die Rathaushalle, verschiedene Rolandsfiguren und eine weitere Marienfigur vor dem Lübecker Tor. Die Aufträge laufen gut. Mit seinen Gesellen und Lehrlingen gestaltet und restauriert er Skulpturen, bemalt Dokumenten- und Satteltaschen für die öffentliche Hand und Privatkunden.
Die Gestaltung des Hauptaltars von St. Petri, gehört zu den größten und wichtigsten Aufträgen Bertrams. St. Petri war die älteste Pfarrkirche Hamburgs, die seit 1310 einen Aus- und Umbau zur gotischen Hallenkirche durchlief. Der neugestaltete Sakralbau bedurfte auch eines neuen, zeitgemäßen Altars. So durfte Betram einen gewaltigen Flügelalter errichten, der über 7,26 Meter Breite und 2,77 Meter Höhe misst und dessen Fertigstellung auf 1383 datiert ist. Im gleichen Jahr konnte sich Bertram ein weiteres Haus in der Stadt leisten.

Grabower Altar, Petri-Altar, linker Innenflügel, Außenseite 

Grabower Altar, Petri-Altar, linker Außenflügel, Innenseite 

 

Bei diesem Altar handelt es sich um den frühesten vollständig erhaltenen Flügelalter Norddeutschlands. Im 18. Jahrhundert gelangte er nach Grabow in Mecklenburg und entging damit dem Hamburger Brand von 1842. Heute unter dem Namen Grabower Altar bekannt, gilt er als Hauptwerk Meister Bertrams.

Bertram von Minden starb 1414 oder 1415 in Hamburg und hinterließ Werkstatt und Haus seinem Nachfolger Johannes. Er zählt zu den bedeutendsten Malern der Gotik.

 

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Bildquellen:
- Teaserbild: Meister Bertram von Minden "Grabower Altar, Petri-Altar, linker Außenflügel, Innenseite, Szene: Die Erschaffung der Tiere", 1375-1383; gemeinfre, wikipedia

- Meister Bertram von Minden "Grabower Altar, Petri-Altar, linker Innenflügel, Außenseite", 1375-1383; gemeinfrei, wikipedia

- Meister Bertram von Minden "Grabower Altar, Petri-Altar, linker Außenflügel, Innenseite", 1375-1383; gemeinfrei, wikipedia

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