Ein Hamburger Reeder und eine der bedeutendsten jüdischen Persönlichkeiten in der Zeit des Kaiserreiches. Er machte als Generaldirektor die HAPAG (Hamburg-Amerikanische-Packetfahrt-Actien-Gesellschaft) zur größten Schifffahrtslinie der Welt
VERDIENSTE:
„London, 20. Juli 1914. Der Generaldirektor der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, der Hapag, trifft in der britischen Hauptstadt ein. Business as usual: der Chef der größten Reederei der Welt auf Geschäftsreise. Doch tatsächlich soll Albert Ballin diskret sondieren, wie sich die Briten im Fall eines kontinentalen Krieges verhalten werden. Für den 56-jährigen Hamburger eine entsetzliche Mission, denn er hat jahrelang versucht, genau das zu verhindern, was jetzt bevorsteht. "Krieg ist Dummheit, die explodiert", meint Ballin, und obwohl ein glühender Patriot, ist "der Freund des Kaisers" zu klug, um Chauvinist zu sein." (Die Zeit,08/2014)
Ballin versuchte vor dem Ersten Weltkrieg vergeblich, durch seine Kontakte das Wettrüsten zu verhindern und einen deutsch-englischen Ausgleich zu erreichen. Hierzu führte er unter anderem Gespräche mit dem deutschen Kaiser und dem englischen Bankier Sir Ernest Cassel. Aufgrund der deutschen Flottenpolitik scheiterten seine Bemühungen und seine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Während des Krieges versuchte er, seine Kontakte zu nutzen, um die USA vom Eintritt in den Krieg abzuhalten und Wilhelm II. zum Verzicht auf den uneingeschränkten U-Bootkrieg zu bewegen. Beides scheiterte.
VITA:
Albert Ballin wurde als jüngstes von 13 Geschwistern 1857 in Hamburg geboren. 1874, nach dem Tod des Vaters, einem aus Dänemark immigrierten Juden, musste er mit 17 Jahren in das väterliche Geschäft einsteigen. 1875 erhielt er Prokura und wurde 1879 Teilhaber bei Morris & Co. Die Firma vermittelte Auswanderungswilligen Schiffspassagen nach England und weiter nach Nordamerika. 1883 heiratete Albert Ballin Marianne Rauert, Tochter eines mittelständischen Hamburger Tuchhändlers.
Am 31. Mai 1886 wurde Ballin Leiter des Passagedienstes der HAPAG. 1888 wurde er in den Vorstand der HAPAG berufen und trat aus der Fa. Morris & Co aus; letztere wurde 1907 im Handelsregister gelöscht. Ab 1899 war er Generaldirektor der HAPAG und machte aus dem Unternehmen die größte Schifffahrtslinie der Welt.
„Mit 194 Ozeandampfern, Stützpunkten in 400 Häfen, Liniendiensten auch zwischen Genua und Buenos Aires, zwischen China und Kalifornien, auf dem Nil und auf dem Jangtsekiang - und Ballin war die Spinne im größten Verkehrsnetz, das je die Erde überzogen hat.(...) Mit phänomenalem Spürsinn, rasender Ungeduld und den besten Beziehungen zu den Mächtigen der Erde hatte er das geschafft - und dabei war er der tausendäugige Inspizient geblieben, dem nichts entging, immer im Dienst: Toast zu kalt, Wein zu warm, Spinnweben in Kabine 167, Kellner ungehobelt - entlassen! Brüllen konnte er, wo er Borniertheit witterte oder gar Widerstand. Er hasste Gewerkschaften und Sozialdemokraten, und sie hassten ihn"(Wolf Schneider, Alfred Ballin, Imperator der Meere, NZZ, Folio, Juni 2007).
Während der Wirren des Kriegsendes 1918, als sein Lebenswerk zerstört schien und sein Kaiser abgedankt hatte, setzte er seinem Leben mit Gift ein Ende. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf.
Die Nazis zerschlagen 1933 Ballins Büsten, verbrennen die Bücher über ihn und tilgen seinen Namen. Vielleicht deshalb ist dieser erstaunliche Deutsche und große Sohn Hamburgs bis heute so wenig bekannt.
LEBENSWERK::
Auf Albert Ballins Anregung entstanden die so genannten Zwischendecks auf den Überseepassagierschiffen, um die Auswanderer billiger und besser transportieren zu können. Zur verbesserten Auslastung der Schiffe im Winter fing er 1891 an, Kreuzfahrten zu veranstalten, zunächst in den Mittelmeerraum, später auch zu anderen Zielen. Ballin gilt damit als „Erfinder" der modernen Kreuzfahrt. Mit seiner Berufung zum Generaldirektor der HAPAG war er verantwortlich für den Bau der größten und schnellsten Schiffe. So gewann 1900 die Deutschland das „ Blaue Band". 1906 wurde die Kaiserin Auguste Viktoria als größtes Schiff der Welt in Dienst gestellt. 1912 folgte der Imperator (die HAPAG benutzte auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II. den männlichen Artikel !!) .
„Ballin - nicht die deutsche Kriegsmarine - bedroht die britische Seeherrschaft!" schrieb die englische Zeitung «Daily News Leader» damals .
Nachdem Alfred Ballin feststellen musste, dass der Hafen Hamburg für das Anlaufen der immer größer gewordenen Auswanderer-Schiffe ungeeignet wurde, und auch um sich die Revierfahrt auf der Elbe zu ersparen, verlagerte man ab 1889 nach und nach immer mehr des Amerikaverkehrs in das damalige hamburgische Cuxhaven (s. Artikel: Das Hamburgische Amt Ritzebüttel). Zumal mit der Fertigstellung der Unterelbebahn von Hamburg-Harburg nach Cuxhaven im Jahre 1881 eine günstige und bequeme Transportmöglichkeit für die Kajütpassagiere zur Verfügung stand. Die HAPAG-Hallen dienen heute als voll funktionsfähiges Passagierterminal für Kreuzfahrtschiffe und ist einer der letzten authentischen, noch erhaltenen Orte der Auswanderung.
EHRUNGEN::
Nach ihm ist die Straße Ballindamm in Hamburg benannt worden, an der die Hauptverwaltung der HAPAG angesiedelt ist .Der Albert-Ballin-Platz ist ein Platz im Cuxhavener Hafengebiet.
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