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Gerhard Klein

Dresden-Skizzen

Gerhard Klein stellt in seinen liebevollen Zeichnungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden dar und stellt sie in kurzen Beschreibungen vor. 

Georg Philipp Telemann

Georg Philipp Telemann

Ursula Brekle

Telemanns Entlassungsgesuch
Telemanns Entlassungsgesuch

Als 1722 Georg Philipp Telemann, 1681 in Magdeburg geboren, nach einem Jahr Tätigkeit in Hamburg Ärger mit dem Ratsdrucker und mit seinen Vorgesetzten bekam, reichte es ihm, denn die unzureichende Bezahlung und die zu kleine Wohnung missfielen ihm ohnehin. Da kam ihm sehr gelegen, dass er die frei gewordene Stelle des Thomaskantors in Leipzig angeboten bekam. Er reiste nach Leipzig, wo ihm Bürgermeister Steger am 13. August die Wahl aus 6 Kandidaten zum Thomaskantor mitteilte. Deshalb bat er den Rat der Stadt Hamburg, ihn zu entlassen. Zunächst antwortete der Rat nicht. Erst allmählich erkannten Ratsmitglieder in Hamburg, welche Blamage es sein würde, wenn der berühmteste Musiker Deutschlands nach Leipzig wechseln würde, das doch wirtschaftlich schwächer war, und das nur, weil in Hamburg die Konditionen nicht stimmten.

Für den 2. November steht deshalb im Ratsprotokoll, „daß man diesen berühmten Musicus, dessen Kirchen-Music der Stadt ewig Ehre macht" halten wolle, und zwar „auf alle mögliche Weise". Die Erhöhung des Grundgehaltes um 400 Hamburgische Mark und eine große Dienstwohnung bewogen Telemann, in Leipzig abzusagen. Bürgermeister Lange in Leipzig seufzte dazu, „wann Bach erwehlet würde, so könnte man Telemann, wegen seiner Conduite, vergessen".

Die jährlichen Einkünfte Telemanns erhöhten sich auf 4.021 Mark und damit war er hoch bezahlt. (Zum Vergleich: Professoren des Johanneums verdienten jährlich 900 Mark, ein Ratssekretär 1000 Mark und der Ratsdiener 12 Mark.) Aber dafür hat er als Kantor des Johanneums und Direktor musices und als Leiter der Oper auch hart arbeiten müssen. Mit 3.600 verzeichneten Werken wurde Telemann eine der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Besonderer Wertschätzung erfreuten sich die geistlichen und weltlichen Vokalwerke. Sie festigten den internationalen Ruhm des selbstbewussten Komponisten. Eine Berufung durch den Zaren nach St. Petersburg in Russland schlug Telemann jedoch 1729 aus.

Neben dieser glänzenden Schauseite gab es im Leben Telemanns aber eine dunkle Seite, nämlich seine häusliche Misere. Seine zweite Ehefrau Maria Catharina gebar in schöner Regelmäßigkeit in 12 Jahren 9 Kinder, in Hamburg die letzten drei. Das darf nicht darüber hinweg täuschen, und es war in Hamburg ein offenes Geheimnis, dass die Ehe zerrüttet war. Schließlich wusste man, dass Maria Catharina ein Verhältnis mit einem schwedischen Offizier hatte. Telemann, der im Kunstbereich auch Neider hatte, wurde in einer Satire von Prätorius öffentlich verspottet:

Darfst du dich unterstehn / ohn einziges Schämen´
Und willst so viel auf deine Hörner nehmen
Die du nicht kannst noch solltest einst begehren
Und wann sie gleich von Stahl und Schwedschen Eisen wären.

Briefmarken mit Telemannmotiv
Briefmarken mit Telemannmotiv

Natürlich verstand jeder, was mit den „Hörnern" und den „Schwedschen Eisen" gemeint war. Als die Ehefrau schließlich dem Glücksspiel verfiel und 5 000 Reichstaler, eine immense Summe, leichtsinnig verzockte, warf Telemann sie 1735 aus dem Haus. Er schickte sie zu den Verwandten nach Frankfurt zurück. Das war in damaliger Zeit eine sehr ungewöhnliche Reaktion eines Ehemannes. Der Skandal reichte weit über Hamburg hinaus. Telemann konnte zur Tilgung der Schulden 3 000 Taler aus eigenem Vermögen einsetzen. Für den „Rest" halfen ihm die Hamburger. Er konnte sich außerdem mehrere Jahre hintereinander Kurreisen nach Bad Pyrmont leisten. Diese Tatsachen zeigen einen vermögenden Mann.

siehe WikipediaAls Musiker und Komponist genoss Telemann bis zu seinem Tod 1767 in Hamburg unangefochten großes Ansehen in Europa. Die Wertschätzung schwand bald nach seinem Tode. Nachfolger im Amt wurde sein Patensohn Carl Philipp Emanuel Bach. Erst im 20. Jahrhundert, nach dem zweiten Weltkrieg, widerfuhr Telemann Gerechtigkeit,  als Hans Joachim Moser feststellte: „Noch vor wenigen Jahren galt er als platter Vielschreiber, der mehr produziert hat als Bach und Händel zusammen und der sich gerühmt haben soll, er könnte selbst Torzettel komponieren. Heute steht er ... als der interessante Meister jener mächtigen Generation gleich hinter Bach und Händel."

Links im Bild ist Georg Philipp Telemann abgebildet, koloriertes Aquatintablatt von Valentin Daniel Preisler nach einem verschollenen Gemälde von Ludwig Michael  Schneider (1750).

 

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Quellen:

Karl Grebe: Georg Philipp Telemann. Rowohlt, Reinbek 2002
Eckart Kleßmann: Georg Philipp Telemann. Hamburger Köpfe. Ellert und Richter, Hamburg 2004
Werner Menke: Georg Philipp Telemann: Leben, Werk und Umwelt in Bilddokumenten. Heinrichshofen, Wilhelmshaven 1987
Bilder aus www.wikipedia.de

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