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Frank Meyer

Es war mir ehrlich gesagt völlig egal

 „Ich ging zur Beerdigung. Denn immerhin war ich es ja, der ihn erschlagen hatte.“

Sie schlagen sich so durch — die Jungs in Frank Meyers Geschichten. Dabei lassen sie sich von weiblichen Hosenanzügen beirren, stellen ihre grenzenlose Coolness beim Moped-Trinken unter Beweis und sorgen dafür, dass der Großvater fast die Sportschau verpasst.

Barthold Hinrich Brockes

Barthold Hinrich Brockes

Hans Bader

Brockes. Kupferstich von Christian Fritsch (1695 - 1769), 1744
Brockes. Kupferstich von Christian Fritsch (1695 - 1769), 1744

Wer neun Bände Gedichte geschrieben hat, die in den Jahren 1721 bis 1748 in Hamburg erschienen sind, wer heute noch, wenn auch selten und in Auswahl verlegt wird, wem mit einem Funkessay gedacht wird, dem gehört unsere Aufmerksamkeit.

Barthold Hinrich Brockes ist ein echter Hamburger, am 22. September 1680 geboren. Sein Vater, ein wohlhabender Kaufmann, starb früh, ließ Mutter, Sohn und Tochter in sicheren Verhältnissen zurück. Barthold Hinrich nimmt die Welt mit allen seinen Sinnen auf, die Hamburger Oper fasziniert ihn ebenso wie bildende Kunst. Er zeichnet, reist, studiert in Halle Jura, hört beim berühmten Christian Thomasius, der als einer der ersten akademische Vorlesungen in deutscher Sprache hält. Als Lizentiat der Rechte (an der Universität Leider erworben) kehrt er nach Hamburg zurück. Er wird Senator in Hamburg, kaiserlicher Pfalzgraf und 1735 Statthalter in Ritzebüttel.

Er sammelt Bilder, lernt acht Sprachen, übersetzt Bücher, betrachtet die Natur und beschreibt in Versen, was er sieht: „Irdische Vergnügen in Gott", so heißt sein Hauptwerk. 1714 gründete er gemeinsam mit König und Richey die „Treutschübende Gesellschaft" (ab 1716 die „Patriotische Gesellschaft").

Er ist ein scharfer, unbestechlicher Beobachter von allen, was ihm vor die Augen kommt: „Nichts ist mir zu klein, und ich lieb es trotzdem", sagt er über das „Landleben in Ritzebüttel", so einer seiner Titel. Die Natur sieht er in ihrem Verhältnis zu Menschen, vermittelt sein genussvolles Sehen durch genaue einfache Sprache. Er ist einer derjenigen Autoren, die ihre Liebe zur deutschen Sprache in intensive Arbeit an Wort und Ausdruck umsetzen. Wer hat zu seiner Zeit daran gedacht, eine Rinderherde in ein Gedicht zu bringen?

„Auf bunt beblümt und dicht begraster Erde
erblickt ich jüngst in der gehörnten Herde
ein Bild des Friedens und der Ruh."

So beginnt er die lyrische Beschreibung. Auch der Nebel verdient Verse:

 „Ein etwas, das man sehn, und doch nicht sehn konnt,
hat alles gleichsam eingeschluckt.
Mein, sonder Gegenstand, verwirretes Gesicht
ward durch den falben Duft,
der weder schwarz noch weiß, und durch die schwere Luft.
worin fast gar kein Licht, ...
Die Körper schienen recht ein Blendwerk und ein Schein,
ja, ganz unkörperlich zu sein ..."

Barthold Heinrich Brockes. Porträt des Altonaer Malers Dominicus van der Smissen (1704 - 1760)
Barthold Heinrich Brockes. Porträt des Altonaer Malers Dominicus van der Smissen (1704 - 1760)

Berthold Hinrich Brockes lobt die Natur. Und der lobt die Vernunft des Menschen, die ihn zu hoher Leistung führen kann. Er übersetzt Philosophen ins Deutsche, deren Gedanken er teilt: Pope „Essay on Man", Thomas „Seasons" und manche andere. Er lehrt das genaue Sehen und das genaue beschreiben. Christoph Martin Wieland, Adalbert Stifter, Gottfried Keller (diese drei nennt Arno Schmidt) haben davon profitiert. Johann Sebastian Bach nutzte Verse von Brockes für seine Johannespassion.

Barthold Hinrich Brockes starb am 16. Januar 1747.


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Literatur:

- Dieter Krywalski
Knaurs Lexikon der Weltliteratur
Autoren. Werke. Sachbegriffe
Bechtermünz Verlag o. J. (1999)

- Erläuterungen zur deutschen Literatur
Aufklärung
Herausgeber vom Kollektiv für Literaturgeschichte
Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin 1958

- Arno Schmidt
Vom Grinsen des Weisen
Ausgewählte Funkessays
Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1982

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