Hamburg-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Hamburg-Lese
Unser Leseangebot

Ingrid Annel

Esel Erasmus unterwegs im sagenhaften Erfurt
Geschichten und Sagen über das mittelalterliche Erfurt

Die Erfurter Autorin Ingrid Annel lädt ein in eine sagenhafte Erfurter Welt der Vergangenheit, in der Esel Erasmus Martin Luther trifft und die Zaubereien des Magiers Faust miterlebt.

Freddy Quinn

Freddy Quinn

Florian Russi

Hamburger Erzeugnis

Seine Mutter, Edith Henriette Nidl, war Österreicherin, der Vater, Johann Quinn, ein irischer Kaufmann. Er selbst sieht sich vornehmlich als Hamburger. In seinem sehr bewegten Leben bildete die Stadt Hamburg für ihn zwei wichtige Pole. Hier wurde er nach eigenen Angaben gezeugt, und hier vor allem hat er gelebt und gewirkt.
Freddy Quinn in der Musikhalle Hamburg, 1971
Freddy Quinn in der Musikhalle Hamburg, 1971

Er war der erfolgreichste deutschsprachige Schlagersänger der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Mit seiner unverwechselbaren Bariton-Stimme erstürmte er die deutschen und internationalen Charts. Zehn seiner Titel führten die Jahreshitlisten der deutschen Schlagerparaden an. Die Texte seiner Lieder sind gekennzeichnet durch Heimweh, Sehnsucht und Abenteuer zur See. (Heimweh, Junge komm bald wieder, Heimatlos, Die Gitarre und das Meer, Unter fremden Sternen, La Paloma u.a.). Von Hamburg aus gesungen klangen sie schlüssiger und glaubwürdiger als aus den Voralpen oder dem US-amerikanischen Festland, wo Freddy Quinn ebenfalls wichtige Jahre seines Lebens verbrachte.

Quinn wurde am 27. September 1931 in Niederfladnitz in Niederösterreich geboren. Sein voller Geburtsname war Franz Eugen Helmut Manfred Nidl. Drei Jahre nach seiner Geburt heirateten die Eltern, trennten sich aber kurz danach wieder. Als er kaum vier Jahre alt war, nahm ihn sein Vater Johann Quinn mit sich in die Vereinigten Staaten von Amerika, nach West-Virginia. Hier besuchte er die Grundschule. Nachdem seiner Mutter das Sorgerecht über ihn zugesprochen worden war, kam er zurück zu ihr nach Wien. Wenig später heiratete die Mutter einen 36 Jahre älteren Mann und führte von da an den Namen Nidl-Petz. Freiherr von Petz, ein verarmter Adliger adoptiere den Sohn seiner Frau, der von da an auch den Nachnamen Nidl-Petz trug. Der Junge mochte seinen neuen Vater allerdings nicht und führte später einen Rechtsstreit darüber, dessen Namen ablegen zu können. Er nahm den Nachnamen seines leiblichen Vaters an und wandelte seinen Vornamen Manfred zu „Freddy" um, wobei ihm die Marketingfachleute seiner Plattenfirma Unterstützung leisteten. Seine Schallplatten und Auftritte gestaltete er als „Freddy" oder „Freddy Quinn".

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam Freddy Quinn im Rahmen einer Kinderlandverschickung nach Ungarn. Von dort aus floh er mit anderen zusammen vor der Roten Armee. Bei Pilsen stießen sie auf amerikanische Streitkräfte. Quinn, der während seiner Grundschuljahre in West-Virginia ausreichend Englisch gelernt hatte, gab sich ihnen gegenüber als Amerikaner aus. Er wurde in ein Flüchtlingslager in Ellis Island gebracht und erfuhr dort, dass sein Vater inzwischen verstorben war. Daraufhin schickten die amerikanischen Behörden den Jungen zurück nach Europa. In Amsterdam wurde er in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche verfrachtet. Immerhin lernte er dort Niederländisch, Flämisch und Französisch als weitere Fremdsprachen. Nachdem seine persönlichen Angelegenheiten geklärt waren, konnte er zurück nach Wien, wo er ein Gymnasium besuchte und die Matura (Abitur) ablegte.

Von Fernweh getrieben reiste Freddy dann durch Europa und Nordafrika und verdingte sich als Saxophonspieler, Sänger, Gitarrist und als Zirkusakrobat. Bei einem Auftritt in Hamburg wurde er von zwei Talentsuchern für eine große Schallplattenfirma entdeckt. Von ihr wurde er gefördert, an der Musikhochschule in Hamburg konnte er eine zweijährige Gesangsausbildung absolvieren.

Seine Karriere startete er 1956 mit dem Lied „Heimweh", das zunächst von einigen Rundfunk-Moderatoren als „Schnulze" abgelehnt wurde, dann aber zu einem weltweiten Hit emporschnellte. Von da an schloss sich für Freddy Quinn ein Erfolg an den andern. Er trat auch in Filmen, im Fernsehen, auf der Bühne und in Zirkusveranstaltungen auf und begeisterte ein breites Publikum. Zur Eröffnung der Fußballweltmeisterschaften 1974 in München sang er zusammen mit den „Fischerchören" das Lied „Das große Spiel wird gleich beginnen". 62000 Zuschauer im Stadion und über 600 Millionen am Fernseher erlebten und bejubelten diesen Auftritt. Quinns Version des internationalen Hits „La Paloma" (Die Taube) wurde 2008 im Hamburger Hafen von ihm und 83.500 Laien-Sängern gemeinsam gesungen. Damit gelangte Quinn auch ins Guinness-Buch der Rekorde.

Wie viele bedeutende Bürger der Bundesrepublik Deutschland wurde der große Sänger auch wegen Steuerhinterziehung belangt. In einer Steuererklärung hatte er die Schweiz als seinen Hauptwohnort angegeben, sich tatsächlich aber meistens in Hamburg aufgehalten Ein Hamburger Gericht verurteilte ihn deshalb zu einer Bewährungsstrafe und zu einer Geldbuße von 150.000 Euro.

Mehrheitlich jedoch erfuhr Freddy Quinn im In- und Ausland Auszeichnungen und Ehrungen. In der ehemaligen Residenzstadt Coburg wurde sogar ein Platz nach ihm benannt.

 

*****

Vorschaubild: Fotograf: Plenz (2005), CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Foto "Freddy Quinn in der Musikhalle Hamburg, 1971". Fotograf: Heinrich Klaffs, CC-BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen