Hamburg-Lese

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Alids Traum

Zwölf Einhorn-Geschichten

mit Illustrationen von
Jonathan Schwarz

SY Einhorn

SY Einhorn

Cyntia Rammel

Ulrike und Klaus Göppert
Ulrike und Klaus Göppert

Das Leben auf einem Schiff klingt für viele nach Abenteuer und vielen Erlebnissen, doch auch das Landesinnere hat einiges zu bieten.
Klaus und Ulrike Göppert hatten die Möglichkeit, zwischen beidem zu wählen. Nach jahrelangem Leben auf See und der Trennung von ihrem alten „Einhorn" wollten die beiden die Schätze im Landesinneren erkunden. Sie verlegten ihren Lebensmittelpunkt von Hamburg in die Vogesen.
In einem Wohnmobil entdeckten sie die Alternative zum Boot und so packten die beiden ihre sieben Sachen und ihre Tiere, Katze Fleckchen und Hund Anouk (genannt Kiwi), und erkundeten das Landesinnere. Im Wohnwagen fühlten sie sich wohl und auch für die beiden Vierbeiner wurde der professionell ausgebaute Peugot-Kastenwagen zum normalen Umfeld.
Doch im Mai 2006 lernten Klaus und Ulrike ein Seglerpaar kennen, die ständig auf ihrem Schiff lebten. Als sie beide auf Deck einer Fähre nach Italien saßen, erwischte sie die „Seekrankheit" noch einmal.
Erneut änderten sie ihre gemeinsame Lebensplanung komplett.
Ihnen war klar, dass sie zurück aufs Wasser wollten, das dies aber auf einem Schiff passieren sollte, auf dem man die Möglichkeit hatte am „Hafenkino" teil zu haben.
In zwei Tagen besichtigten sie zwei Schiffe. Da das erste eine Farbe hatte, mit der sich beide nicht so richtig anfreunden konnten, fiel die Wahl auf das zweite, eine Nauticat 39.
Nun leben sie wieder auf See.

Sicher wird sich die Frage, zwischen Land- und Seeleben erneut zu entscheiden, irgendwann wieder stellen. Doch im Moment genießen die beiden mit ihren Tieren das Leben auf der SY Einhorn.

Interview

SY Einhorn
SY Einhorn

1. Wieso trägt Ihre Yacht den Namen „Einhorn"?

Als Architekturstudent in Hamburg war ich (Klaus) mehr mit der Redaktion der Studentenzeitung beschäftigt als mit dem Studium. Als ich mal wieder beim Seminar „Entwerfen" erschien, begrüßte mich der Dozent mit der Bemerkung: „Unser Einhorn ist ja auch mal wieder da." Seitdem gilt meine Liebe dem Fabeltier. Die Nauticat 39 ist unser drittes „Einhorn". Sie ist ein komfortables Segelboot einer angesehen finnischen Werft mit einem Decksalon, von dem aus man sie bei schlechtem Wetter und in der Nacht auch von innen fahren kann. Ihr Wappentier ist ein in einer Kirche im Schweizer Zillich gefundenes Wassereinhorn aus dem 12. Jahrhundert.

2. Wo befindet sich Ihr „Heimathafen"?

„Einhorn" ist in Hamburg ins Schiffsregister eingetragen und führt am Heck die Hamburger Flagge. Wir haben diesen Brauch, der nicht so ganz den offiziellen Vorschriften entspricht, von den selbstbewussten Franzosen aus der Bretagne übernommen, auf deren Yachten die bretonische Flagge weht. Allerdings passiert es öfter, dass Engländer mit einem internationalen Flaggenbuch in der Hand ankommen und uns fragen, woher wir kommen. Das „Einhorn" hat seinen Heimathafen zwar niemals angelaufen, ist jedoch zu Beginn unserer Reise nicht weit davon entfernt vom Nordostseekanal nach Cuxhaven auf der Elbe gesegelt.

Zur Zeit ist die griechische Insel Lefkas im Ionischen Meer unser Heimathafen. Wir liegen in der komfortablen Marina, wenige Fußminuten der Stadt Lefkada gegenüber, in der wir uns sehr wohl fühlen. Der man aber die beiden großen Erdbeben innerhalb der letzten 60 Jahre immer noch ansieht. Doch sie ist eben nur eine Etappe auf einer Reise, die hoffentlich so schnell noch nicht zu ende ist.

3. Sie leben seit 2006 auf der Yacht. Wie kam es dazu? War es ein lang gehegter Wunsch oder warum haben Sie sich dazu entschieden auf der Yacht zu leben?

Natürlich habe ich als Hamburger von Jugend an gesegelt und davon geträumt, einmal die Welt zum umrunden. Außerdem gehöre ich zu den wenigen Männern, die das Glück hatten, eine segelbegeisterte Frau zu finden, die früher mit ihrem eigenen Segelboot, einer Victoire 21, auf dem Bodensee unterwegs war.

Doch eigentlich hatten wir uns kurz vor dem Rentenalter vom Segeln verabschiedet, unser Ostseeschiff verkauft, sind in unser Landhaus in die Vogesen gezogen und wollten mit einem kleinen Wohnmobil Frankreich von innen erkunden.

Doch dann stellten wir fest, dass wir ohne das Meer schwer leben können. Die Idee, den Rhein bis nach Basel aufzustauen, mit Bootssteg vor der Haustür, erwies sich doch als ein wenig unrealistisch. Nachdem wir auf unseren Reisen immer wieder nach einem Zweithaus am Meer gesucht und zum Glück keins gefunden hatten, trafen wir in der korsichen Hauptstadt Bastia auf ein Paar, das auf ihrem Segelboot lebte und vom Steg aus zur Arbeit an Land ging. Wenige Wochen später besaßen auch wir wieder ein Schiff.

Da wir bereits die Mitte der 60 überschritten hatten, zudem in unserem einsamen ehemaligen Bauernhaus mit Hund und Katze lebten, war klar, dass wir nicht mehr um die Welt segeln, sondern Kurs Mittelmeer nehmen würden.

"Hafenkino"
"Hafenkino"
4. Erzählen Sie mir bitte ein bisschen über das Leben auf einem Schiff.

Das Leben auf dem Schiff ist vor allem nie langweilig. Für jemanden, der aus einem interessanten Berufsleben ausscheidet, geht es praktisch so weiter wie vorher. Ständig gibt es neue Herausforderungen. Auch wenn die Navigation dank GPS viel ihrem Schrecken verloren hat - sauber abgesteckt werden müssen die Kurse aber immer noch, will man sein Schiff nicht verlieren. Das Internet macht die Wetterprognosen leichter - es bleibt jedoch die immer wieder spannende Aufgabe, die eigenen Pläne auf die zu erwartenden Winde abzustimmen.
Immer wieder erlebt man neue Passagen, steuert unbekannte Häfen an, sucht geschützte Ankerplätze. Und nicht immer klappt alles wie geplant. Jeder Tag unterwegs ist anders, ist ein neues Erlebnis.

Selbst wenn es mal nichts Anderes zu sehen gibt als viele Stunden oder auch Tage blaues Wasser - keine Welle gleicht der anderen, keine Nacht auf See ist wie die vorhergegangene. Irgendwo tauchen dann mal Delphine auf, vielleicht lässt sich sogar ein Wal sehen. Das Schiff will gepflegt, überholt und repariert werden. Wind und Wellen setzten ihm schon mehr zu als die Betonpisten unseren Autos. Man glaubt nicht, was man auch als Nichthandwerker alles lernen und dann selber machen kann.

Dann trifft man immer wieder Menschen - Segler, die wie wir leben, aber ganz andere Erfahrungen gemacht haben. Das ist nicht small talk wie auf einer Stehparty im feinen Yachtclub in der Heimatstadt. Fahrtensegler und vor allem live-on-boards haben sich etwas zu erzählen. Wo warst du? Wie war es dort? Hast du einen Tipp für uns? Was hast du vor? Warum? Wie hast du dieses oder jenes Problem gelöst? 

Man trifft sich im Hafen, oft nur für Stunden, mal für Tage. Meist geht man recht schnell wieder auseinander. Dann läuft man sich vielleicht wieder über den Weg, nach ein paar Wochen, Monaten oder auch nach Jahren und hat sich wieder viel zu erzählen.

Das Leben an Bord erinnert an das Studentenleben von einst, unkompliziert, offen. Statussymbole und Terminkalender, die das Landleben im Einfamilienhaus oder der Stadtwohnung bestimmen, gibt es so gut wie nicht. Jeder lebt auf seinem Boot, mal ist es größer, mal kleiner als das eigene. Doch das spielt kaum eine Rolle. Schiff ist Schiff. Und den Wein bringt jeder selbst mit und dazu noch ein paar Oliven.

5. Sie haben auf Ihrer Reise schon viel gesehen. Welcher Ort ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Schwer zu sagen. Immer wieder waren wir fasziniert vor allem von den alten Kulturstädten am Mittelmeer. In unserem Logbuch finden sich viele Einträge mit dem Hinweis: „Hier könnten wir auch leben". Lissabon gehört dazu, Valencia.

Besonders gut in Erinnerung geblieben ist uns der Winter in Lagos an der portugiesischen Algarve. Nicht nur der hübschen Stadt mit ihrem täglichen Fischmarkt und dem Bauernmarkt am Samstag und den schönen klassischen Konzerten wegen. Lagos ist ein Kreuz für Segler. Viele stehen erst am Beginn ihrer Reise und kommen voller Pläne aus dem Norden. Die einen wollen über den Atlantik in die Karibik und vielleicht noch weiter um die Welt, die anderen träumen vom Mittelmeer. Dazu kommen die, die auf dem Rückweg sind von den Kanaren oder aus dem Mittelmeer in die Reviere in Bretagne, Nord- und Ostsee.

Man hat sich unendlich viel zu erzählen, plant gemeinsam, rüstet die Schiffe aus. Es ist ein Familienleben auf Zeit, vom dem viele Internetkontakte und auch einige Freundschaften bleiben. Nach einer Reise rund um halb Europa hatten wir ein erstes  Ziel erreicht.

Ein anderer Ort, an den wir uns immer wieder gerne erinnern ist Carloforte, die Hafenstadt auf der kleinen Insel San Pietro im Südwesten Sardiniens. Wir waren begeistert von der schönen Stadt mit ihrer liebenswerten Architektur und ihrer außergewöhnlich netten Bevölkerung. Nach 2 Tagen bereits fühlten wir uns zuhause, meinten, den ganzen Ort zu kennen und trafen überall auf nette Menschen. Wenn Pasta mit Thunfisch häufig auf unseren Tisch kommt, so ist das eine Reminiszenz an Carloforto, wo heute noch jährlich ein einwöchiges Fest an die Thunfischjagd von einst erinnert.

Ebenso verliebt haben wir uns in die kleine Insel Paxos im Ionischen Meer, unseren ersten Ankerplatz in Griechenland. Paxos ist, mit nur einer einzigen Verbindungsstraße von Süd nach Nord, eine Insel zum Träumen. Eselpfade führen durch uralte Olivenbaumplantagen und Dörfer, überall stößt man auf kleine Kirchen, am Straßenrand mal eine Taverne mit griechischen Schmorgerichten, einsame Badebuchten und immer wieder der Blick weit übers Meer. Das ist nach dem touristisch verdorbenen westlichen Mittelmeer eine Welt, die uns aufatmen lässt.

Nach mehr als 3.000 Meilen waren wir „Angekommen".
Das östliche Mittelmeer wird zukünftig unsere zweite Heimat sein. Zwar gibt es auch im östlichen Mittelmeer Hotels, Ferienhäuser und Touristen in Tavernen - doch keine Bettenburgen wie in Spanien, keine Cayenne-Kolonnen wie auf Mallorca. Supermärkte haben noch nicht die kleinen Läden mit ihren schwatzenden Inhabern verdrängt, in den Tavernen ersetzt der Blick in die Töpfe die Menükarte. Wir kaufen Landwein und Olivenöl vom Bauern. Wir haben die Alternative gefunden zu unserem anspruchsvollen Leben in Mitteleuropa. Dafür sind wir aufgebrochen, davon haben wir geträumt.

6. Was war das spannendste Erlebnis Ihrer Reise?

Schwer zu sagen: Vielleicht der Moment, als wir nach den Umbau- und Ausrüstungsarbeiten mitten in einem Gewitter aus dem Hafen auf Fehmarn ausgelaufen sind. Völlig unsinnig, so etwas zu machen - doch wir konnten es einfach auf dem staubigen Werftplatz nicht mehr aushalten, mussten los, mussten auf die Reise gehen.

Oder die Fahrt bei Windstille und Sonne auf die Minute pünktlich bei Stillwasser um das wegen seiner für eine Yacht sehr gefährlichen Tideströme, Untiefen und Stürme gefürchtete Cap du Raz.

Dazu gehört sicher nach 2 Tagen und 2 Nächten auf der Biscaya, das Einlaufen kurz nach Mitternacht im nordspanischen Gijon, wo uns nachts um 1 Uhr noch eine Juristenpaar, das unsere Ankunft beobachtet hatte, beim ersten Gassigehen mit unserem Hund ansprach, um uns  für den nächsten Tag zu einer Stadtbesichtigung und einer Fahrts übers Land einzuladen.
Für uns war dieser Empfang ein richtiges Fest, nachdem wir die Passage über die gefürchtete Biskaya bei ruhigem Wetter geschafft hatten.

Einen Höhenpunkt bildete auch die Überquerung der Straße von Gibraltar, als zwischen all den bedrohlich von Nord und Süd heranbrausenden riesigen Pötten ein Wal auftauchte und uns im Mittelmeer begrüßte.

Stürme, wirklich bedrohliche Situationen, sind uns bisher erspart geblieben.
Wenn wir zurückblicken waren es immer wieder Kaps, schwierige Passagen und Etappenziele denen wir mit Spannung entgegenfieberten und teilweise dann so ruhig waren, dass unsere gläserne Teekanne nicht vom Tisch geräumt werden musste.

Gassi-Taxi
Gassi-Taxi
7. Sie haben zwei Tiere. Wie gestaltet sich das Leben mit den beiden?

Das Bordleben ist eigentlich eine Zumutung für Hund und Katze. Aber was sollten wir tun. Wir hatten uns ja eigentlich auf Landleben eingestellt, das ohne vierbeinige Mitbewohner sehr unvollkommen ist. So hatten wir sie nun einmal und also mussten sie mit.
Für uns bedeutete das ein Verzicht auf die britischen Kanalinseln, an denen die beiden nicht an Land gehen dürfen. Ein richtiges Problem sind lange Überfahrten, da unsere Hündin „Kiwi" nicht dazu zu bringen ist, ihr Geschäft an Bord zu erledigen. Sie hat schon mehr als 48 Stunden durchgehalten. Jetzt im östlichen Mittelmeer gibt es jedoch keinen Grund mehr, lange Schläge zu machen. Da sie das Dinghi-Fahren liebt, ist auch auf Ankerplätzen das Gassi-Gehen kein Problem.

Bei Seegang hat sie durchaus Angst, vertraut aber uns als ihren Alpha-Tieren. Sie geht dann nicht unter Deck sondern bleibt mit Lifebelt und Schwimmweste gesichert auch allein im Cockpit. Von ihrer Eigenschaft als Wachhund ist angesichts der häufigen Besucher an Bord allerdings nicht mehr viel geblieben. Naja - der Bordhund sollte den Hafenmeister nun ja tunlichst nicht beißen. 

Fleckchen und Anouk
Fleckchen und Anouk

Die Katze „Fleckchen" (wie sie aussieht so heißt sie auch) verkriecht sich gleich nach Auslaufen in einem gepolsterten Schwalbennest in der Lotsenkoje und kommt erst wieder kurz vorm Anlegen daraus hervor - gerade in dem Moment, wo man sie an Deck nicht brauchen kann. Bisher haben wir uns nicht erklären können, woran sie merkt, dass wir Kurs auf einen Hafen nehmen. Als nachtaktives Tier besteht sie darauf, auch in den Häfen an Land zu gehen. Uns bleibt nur die Hoffnung, sie am Morgen, auf einem ihrer Schlafplätze an Bord, wieder zu finden. Wenn wir vor Anker liegen, schickt sie sich in ihr Schicksal und macht es sich im aufgetuchten Großsegel bequem und versucht von dort aus Vögel zu fangen.

8. Welchen Moment mit Ihren Tieren haben Sie als amüsantesten in Erinnerung?

Es war eher ein Alptraum. In Cherbourg am Englischen Kanal ist am Morgen die Katze nicht an Bord. Wir verschieben das Auslaufen und suchen den ganzen Hafen ab. Nirgendwo eine Spur von ihr. Wir gehen von Schiff zu Schiff. Wir hoffen einen zweiten Tag. Am dritten haben wir schon kaum mehr Hoffnung. Auch der Hund vermisst seine Schwester, liegt nur herum. Doch dann kommt am Abend nach 20 Uhr der Hafenmeister: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Ich weiß wo die Katze ist. Aber sie ist nicht in diesem Hafen."

Was passiert ist, können wir nur rekonstruieren. Danach ist das Fleckchen in ihrer Neugier wohl durch ein Fenster in ein anderes Schiff gestiegen und kam nicht mehr raus. Es hat sie wohl auch niemand bemerkt, als das Schiff am nächsten Morgen auslief. Im nächsten Hafen dann muss es ihr gelungen sein, sich zu befreien und vom Schiff zu kommen.

An dem Steg dann muss sie eine kleine englische Motoryacht entdeckt haben, die uns in Cherbourg gegenüber gelegen hat und der sie auch bereits einmal einen Besuch abgestattet hatte. Vertrauensvoll ging sie wieder an Bord und dachte wohl, ihr eigenes Schiff müsste wohl in der Nähe sein. Die Eigener, die unsere Geschichte kannten, sperrten sie in den nächsten Kleiderschrank und waren so nett, den Hafenmeister in Cherbourg anzurufen. 80 Euro hat die von Schnurren begleitete Familienzusammenführung per Taxi gekostet.

9. Vermissen Sie das Landleben manchmal?

Immer wieder waren wir in Versuchung, irgendwo an einem schönen Platz ein Haus zu kaufen. Das fing schon in der Bretagne an. Auf Mallorca hatten wir bereits ein Dorf in den Bergen und ein anderes an der Nordküste in die engere Wahl gezogen. Auch die Thunfischerstadt Carloforte hatte es uns angetan. Zuletzt dann hatten wir uns auf Paxos schon unser Traumhaus mit einem großen Garten direkt hinter einer Kirche ausgesucht.

Allerdings waren wir jedes Mal, wenn wir die Leinen losmachten und Kurs auf ein neues Ziel abgesetzt hatten, froh, allen Versuchungen widerstanden zu haben. Auch jetzt, nach dem 2. Jahr in Lefkada - in der kleinen, sehr lebendigen Stadt im Ionischen Meer fühlen wir uns immer noch sehr wohl, ebenso wohl wie in der sehr geschützten Marina - doch wir wissen, dass wir nun bald weiter fahren müssen. Nicht irgendwo hin - sondern nur weiter. Wir sind einfach neugierig. Deshalb leben wir auf einem Schiff.

So ganz haben wir auf das Landleben allerdings nicht verzichtet. Die beiden Hochsommermonate Juli und August, in denen es im Mittelmeer zu heiß und zu voll ist, ziehen wir uns in unser einsames altes Bauernhaus in den Vogesen zurück. Ebenso in den Wintermonaten nach Weihnachten, wenn es im Süden regnet und es am Kamin, mit Schnee vor der Tür, angenehmer lebt. Doch damit erfüllen wir keine Sehnsüchte nach dem Landleben. Es ist vor allem aus klimatischen Gründen nur für eine bestimmte Zeit die bessere Alternative. Zudem lieben wir unser einsames Haus ebenso wie unser Schiff.

Was uns wirklich bei unserem Nomadenleben auf dem Schiff jetzt in Griechenland fehlt ist Kultur, abgesehen von klassischen Trümmerfeldern. Online haben wir jede Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und weitere Magazine auf dem ipad, der ipod ist gefüllt mit klassischer Musik und die Bücher kommen online auf den Kindle. Klassische Konzerte und Theater gibt's dann aber nur im Winter in Freiburg oder Hamburg.

Wir überlegen sehr ernsthaft, auch im Alter - wenn wir das Segelboot nicht mehr bedienen können - mobil in einem Flussschiff auf dem Wasser zu leben, mal einen Winter in der Hamburger Hafencity, mal in Berlin, mal im Arsenal, dem Stadthafen von Paris, mal einen irgendwo am Mittelmeer und dazwischen auf Reisen sein. Unser Haus haben wir ja dabei, auch wenn es einen Kiel und eine Schraube hat.

10. Kann man Sie auf Ihrer Reise begleiten?

Nein. Nur unsere Enkelkinder laden wir ein. Wir möchten sie anstecken mit unserer Liebe zum Meer und zum Segeln.

Für Freunde und unser eigenen Kinder gilt die Fischfrist - nach 3 Tagen fängt er an unangenehm zu riechen und ist nicht mehr genießbar. Das gilt besonders auf so engem Raum wie es ein Schiff ist. Selbst auf unserem 12-Meter-Boot haben wir kaum mehr Platz als in einem 25 qm-Appartement. Außerdem sind wir beide uns Gesellschaft genug. Wenn es anders wäre - dann wären wir wohl auch nicht mit dem Boot auf Reisen gegangen sondern in unserer Wohnung in Hamburg-Ottensen geblieben.

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